Mittwoch, 26. Dezember 2007

Joe Henry - Freund von vielen


Offen gestanden bin ich nur des stimmungsvollen Fotos wegen an dem so betitelten Artikel vor ein paar Monaten im Rolling Stone hängengeblieben; altes deutsches Großmembranmikrofon, cooles Sakko, distanziert selbstbewusster Blick in die Kamera. Joe Henry - den Namen hatte ich noch nie bewusst gehört. Was ich dann las, machte mich sehr neugierig auf seine Musik. Hatte er doch zwei Alben produziert, die in den letzten Jahren zu meinen Lieblingsplatten zählten: "The forgotten Arm" von Aimee Mann und "The River in Reverse" von Allen Toussaint und Elvis Costello. Lag schon das Ergebnis auf meiner Wellenlänge, so gefiel mir auch vor allem die beschriebene Herangehensweise: "Zeit ist eine Farbe auf der Palette., und man muss sie nutzen. Lang ist nicht besser. ... Ich musste die Sessions im richtigen Moment abbrechen - er (in dem Falle Solomon Burke) begann sich zu wohl zu fühlen, das hätte dem Album geschadet."

Als ich dann die Musik seines Album "Civilians" hörte - auf seiner Website ist eine tolle Live-im Studio-Version von "Time is a Lion" zu sehen und zu hören - wusste ich, das ist eine Platte für meine Jahres-Top-Ten. Und ich habe mich gefreut, dass mir das noch passiert: eine Platte ordern, von der man nur einen einzigen Song kennt und sich so was von sicher ist, dass auch der Rest stimmt. So war's dann auch.

In gewisser Weise erinnert es mich an mein Album des Jahres von 2006: T-Bone Burnett's "The True False Identity". Nicht nur vom Artwork her. Es ist wohl auch die Unaufgeregtheit, Abgeklärtheit, mit der beide zugange sind. Die Sicherheit, niemandem etwas beweisen zu müssen. Was auch immer: die Lieder gehen mir mitten durchs Herz und wenn's vielleicht auch nicht meine Platte des Jahres werden wird, so doch eine, die ich immer wieder raussuchen werden. Da bin ich mir sicher. Ob diese Musik allerdings massenkompatibel ist, wie die Überschrift glauben machen könnte, möchte ich bezweifeln.

Joe Henry - Civilians (leider nur als CD)

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Powerblogger

Kürzlich wurde ein kleiner Beitrag von mir in einem Weblog, das ich regelmäßig lese, veröffentlicht. Und der zog sage und schreibe 31 Kommentare nach sich. Das meiste war freilich Frotzelei der Gemeindemitglieder untereinander. Aber irgendwie fand ich's doch ganz witzig. Andererseits hätte ich keine Lust, jeden Kommentar, der vielleicht hier geschroben würde, zu erwidern. Muss ich ja auch nicht, gibt kaum welche...

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Vinyl!!!

Mit ein paar Nachtschichten (hauptsächlich von Breiti und Ralf) ist es doch gelungen, zeitgleich zum Bandgeburtstag auch das zweite Vinyl der MINERS aus der Taufe zu heben. Morgen früh werd' ich ins Presswerk fahren und unsere Sieben-Zöller abholen. Die Cover waren heute schon fertig gedruckt und hier sind sie, von vorne: und von hinten:Ich freu' mich drauf...

Mittwoch, 26. September 2007

Absagen und Ansagen

Absagen mussten die MINERS leider den gemeinsamen Auftritt mit den LOMBEGO SURFERS aus der Schweiz am letzten Sonnabend in der Chemnitzer Garage. Denn da lag ich leider schon mit der Infusionskanüle im Arm im Krankenhaus, um mir einen neuerlichen Hörsturz aus dem Kopf spülen zu lassen. Hin und wieder darf ich raus und kann wenigstens posten, wie leid es mir um das für uns ausgefallene Konzert tut. Die Lombegos mögen wir gerne und auch der Laden in Chemnitz hat seinen Reiz. Doch da hilft kein Jammern. Am ehesten der Blick nach vorne und der sieht so aus:
Ca. 5 Jahre nach der ersten gemeinsamen Probe unter dem Bandnamen MINERS (unter anderer Flagge gab's uns vorher schon), meinten wir, dass es langsam Zeit sei für ein Bandfest. Zeitgleich wird hoffentlich auch das zweite Vinyl der Plattenpresse enthoben sein und in angemessenem Rahmen - dem ehrwürdigen Saal des alten Helbigsdorfer Gasthofes - präsentiert werden können. Mitfeiern auf der Bühne werden unter anderem die COOKTAILS aus dem Nachbarort, eine 2Male/2Female-Band und der eine oder andere musikalische Überraschungsgast aus unserer Bandgeschichte der Zeit vor den MINERS. Als Zeitpunkt haben wir uns den 27. Oktober 2007 ausgesucht, weil man an diesem Wochenende 1 Stunde länger feiern kann (Ende der Sommerzeit). Wenn das nicht Gründe genug sind! Alle, die Lust haben seien hiemit herzlichst eingeladen.
Zum Schluss noch eine kleine Preisfrage: Wer weiß, von wessen Plattencover wir die Grafik für den Flyer abgekupfert haben, der kann das hier posten und als Preis winkt die neue MINERS-Single "Colour My Days"+3. Da bin ich mal gespannt...

Montag, 20. August 2007

Verschollen


Vor über 15 Jahren verbrachten wir mal zwei Wochen im August auf der griechischen Insel Skyros, eine der vier nördlichen Sporaden. Der Urlaub begann als Katastrophe, hatte aber am Ende einige bemerkenswerte Begegnungen parat. Von teilweise so einer Intensität, dass ich nach so langer Zeit heute gelegentlich noch nachts davon träume. Einer der Menschen, die wir in jenem Sommer kennenlernten, war Makis Thedoroulis, ein Künstler aus Athen. Er muss damals so Ende Dreißig gewesen sein. Wir trafen ihn stets am späten Nachmittag am einzigsten FKK-Strand der Insel. "Thou Papa To choma - die Erde des Pristers" hieß dieser wunderschöne Ort und Makis verbrachte seine Zeit damit, Bilder und Ornamente aus Steinen unterschiedlicher Farbe im Sand zu legen. Unser damals dreijähriger Sohn tat es ihm nach und so kamen wir schnell ins Gespräch. Wiedervereinigung, Musik, Filme und so weiter. Als er abreiste, machte seine Freundin von uns noch Fotos im Adamskostüm und vor uns seine Kunstwerke im Sand. Wir blieben einige Tage länger und konnten sehen, wie der Wind die Steine mehr und mehr mit Sand bedeckte.
Ich habe all die Jahre nichts von Makis gehört. Heute abend habe ich endlich mal die Suchmaschine gefüttert und ein paar Hinweise auf Ausstellungen in Athen, Paris und Zürich gefunden. Das letzte dieser Zeichen ist von 1997. Das war vor 10 Jahren...

Dienstag, 26. Juni 2007

In eigener Sache

Der Hermann hat für die MINERS die Website aufgefrischt. Danke dafür!

Montag, 25. Juni 2007

Danzer

Wie erst heute bekanntgegeben wurde, ist Georg Danzer letzte Woche im Alter von 60 Jahren gestorben. Das erste Mal, dass ich Lieder von ihm hörte, muss so um '84, '85 herum gewesen sein. "Solang die Folter weiter existiert" war ein Text, der mir damals ziemlich Angst eingejagt hat. Obwohl ich mit Mundartigem nicht viel anfangen konnte. Aber Danzer ging unter die Haut, war kompromisslos und echt. In so Momenten wie jetzt frag' ich mich dann, wer z.B. hier den Staffelstab übernehmen soll. Ob es heute noch Liedermacher im deutschsprachigen Raum mit dieser Breitenwirkung gibt. Mir fällt da spontan niemand ein, der jünger als 50 Jahre wäre. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich mich nicht direkt dafür interessiere. Wobei, das habe ich damals auch nicht und trotzdem ist der Danzer haften geblieben. Jedenfalls werd' ich heute abend zu Hause "Weisse Pferde" auflegen ...

Donnerstag, 14. Juni 2007

Trauerarbeit

Kennen Sie das? Man trägt sich mit dem Gedanken, eine Gitarre zu kaufen. Lange, lange bevor man den Händler seines Vertrauens besucht, hat man das geträumte Modell mit dem finanziell machbaren abgeglichen und eine gewisse Vorauswahl getroffen. Eine massive Decke sollte es schon sein, Sitka-Fichte womöglich. Oder vielleicht doch gleich rundum massiv? Von den Hardwaredetails mal ganz abgesehen. Dutzende Testberichte werden gelesen und der Markt beoachtet. Dann, in einem leichtsinnigen Moment, tut man es. Man gibt letztendlich doch mehr Geld aus als geplant und redet sich ein: Man habe somit ja was „Ordentliches“’ Man wird sich ja vielleicht in diesem Leben nicht noch mal eine kaufen. usw. usw.

Aber irgendwann passiert es: In einem unachtsamen Augenblick, vielleicht nach einer missglückten Aufnahmesession, packt man den Gitarrenkoffer, der zugeklappt, aber nicht verschlossen ist, beim Griff. Der Deckel klappt auf, das geliebte Stück fällt heraus und - peng! – hat man ein zweites Loch in der Decke, neben dem Schallloch.

So geschehen gestern abend 0:30 Uhr. Ich hätte heulen können. Jaaa, ich weiß, man soll sein Herz nicht an materielle Dinge hängen…

Dienstag, 12. Juni 2007

Gute Besserung, Dusty Hill!

Björn kenne ich auch schon seit meinen frühesten Kindertagen. Inzwischen ist er einer der bekanntesten Holzkünstler im Erzgebirge. Weil er es wie kaum ein zweiter versteht, Tradition und Moderne zusammenzuführen. Und dabei eine eigene, unverwechselbare Handschrift entwickelt hat. In der Adventszeit erfreuen wir uns stets aufs Neue an der vom ihm gestalteten Krippe (guckst du hier).

Jetzt gibt es etwas für das ganze Jahr...

Sonntag, 10. Juni 2007

Zeitreise

Gestern Abend waren wir eingeladen zu einem Treffen von Freunden aus meiner Kinderzeit. Kein Klassentreffen, sondern die Kleine-Jungen-Straßen-Gang. Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, liegt zwar nur 20 Kilometer von meinem jetzigen Wohnort entfernt, doch trotzdem habe ich den einen oder anderen in den letzten 20 Jahren nicht mehr gesehen. Nichts wirklich vermisst von dem in der ganzen Zeit, klar, aber trotzdem gefreut, als da ein Anruf kam.


Es war ein richtig schöner Abend. Wir haben die alten Zeiten hoch leben lassen und die Vertrautheit der Kindertage war sofort wieder da. Interessant fand ich die Tatsache, dass ich so unheimlich viel schon vergessen hatte, was die Daheimgebliebenen noch wussten, als wäre es gestern gewesen. Aber es dauerte nicht lange und die Namen wurden zu Gesichtern und die vagen Erinnerungen verdichteten sich zu Gefühlen. Es war alles noch da, nur verschüttet...


Heute lag ein Hauch von Melancholie überm Tag, trotz der Affenhitze. Mir war, als hätte ich eine Zeitreise gemacht und sei nun wieder zurück, unwiderruflich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das öfter machen wollte...wohl eher doch nicht...

Sonntag, 3. Juni 2007

Wieder mal die eigene Band

Gestern abend haben wir einen schönen Auftritt in den Wäldern des Muldentales gehabt. Die Zethauer Motorradfreunde hatten zum Ausklang Ihrer Ausfahrt ein Bierzelt auf einer Waldwiese aufgestellt, den Notstromdiesel in Stellung gebracht und die MINERS sollten dort spielen. Das hieß für uns wieder mal, Stunden vorher die PA, den ganzen Vermona-Kram und die Breitkopfschen Lichtkanonen buckeln und verladen. Das schafft ganz schön und manchmal fragt man sich, ob es das überhaupt wert ist, für die 2 Stunden Show. Aber viele Hände machten ein schnelles Ende und Bier gab es auch zum Abkühlen…

Halb 10 waren dann wohl alle da, die kommen wollten und wir spielten unser erstes Set, das hauptsächlich aus eigenem Stoff bestand. Ein paar ältere Motorradfahrer verzogen sich schnell nach draußen und der Veranstalter ließ anfragen, ob wir nicht ein bisschen leiser spielen könnten. Ja, da ladet man sich doch keine Garagencombo ein! O.k., wir nehmen ein paar Dezibel runter. Unserer Spielfreude tun das keinen Abbruch und beim Song für Richmond Fontaine wagen sich sogar ein paar auf die Tanzfläche. Was ich sehr beachtlich fand, da es sich um eine abschüssige Wiese mit knöchelhohem Gras handelte. Die Tänzer hielten sich wacker und blieben auch, als wir zwei Gänge hochschalteten mit „Unmarked Territories“. „Gimme Shelter“ bildete den Abschluss der ersten Dreiviertelstunde. An dieser Stelle wurde die Bikerausfahrt mit Pokalen ausgewertet und wir wurden von ein paar Gästen aus Elterlein auf ein Festival im Juli eingeladen, als Vorband für eine AC/DC-Coverband. Na, das ist ja eigentlich nicht unsere Baustelle, solche Theatertruppen. Aber anderseits spielen wir ja doch auf jeder Bühne, wo man uns lässt…

Um 11 Uhr noch mal die Gitarren gestimmt und mit „Down Below“ die 2. Runde eingeläutet. Hier kramen wir dann auch mal in der Klamottenkiste und holen ein paar alte Dylan-, Young-, und Burdon-Nummern raus. Ein Zecher von der Theke ruft immer „You can leave your hat on!“. Ich antworte, dass wir nichts covern, was jünger als 30 Jahre ist. Da ist doch da tatsächlich einer, der contert: „Tonight’s The Night ist aber von 1978!“. Ich hab’s noch nicht überprüft, doch sagenhaft, was manche so wissen. Man sollte sein Publikum nicht unterschätzen…

Zum Schluss gibt der Horschtl keine Ruhe und lässt uns erst von der Bühne, als wir noch 3 Zugaben spielen. „The Weight“ macht uns dreien noch mal richtig Spass. Doch dann ist Schluss und wir lassen den Abend mit ein paar Bieren ausklingen. Der Durst ist groß und so wird es 3 Uhr, als wir aufbrechen.

Nicht der schlechteste Abend, doch es gab auch schon bessere. Am 30 April, z.B., als wir auf Uwe’s Abschiedsparty in Freiberg gespielt haben (gleiches Set übrigens). Womit dieser Auftritt auch gleichzeitig seine Würdigung im Tagebuch erfahren hat. Aber wie’s drei Tage vorher in Mulda bei FTM gewesen ist, habe ich inzwischen vergessen…

Montag, 28. Mai 2007

Post OBS 11 Depression

Eigentlich weiß ich ja inzwischen wie das ist, aber das macht die Sache auch nicht leichter. Mit jedem Kilometer, den wir uns am Pfingstmontag von Beverungen entfernen, wird mir das Herz schwerer. Wir haben wieder zweieinhalb wunderschöne Tage verlebt, viele viele Biere getrunken und eine ganze Reihe phantastischer Bands erlebt. Nicht ganz so viele Highlights für mich dieses Jahr dabei, aber trotzdem noch reichlich davon: Rachelle Van Zanten und Michael J. Sheehy heißen meine persönlichen Neuentdeckungen. Woven Hand habe ich zum wiederholten Mal aus nächster Nähe sehen können und sie haben mich weggeblasen wie beim allerersten Mal. Und Olli Schulz hat mich beeindruckt, hätt' ich vorher nicht geglaubt. Nicht nur ein Wörgelmonster der Typ...
Was sich bei mir ebenso sicher einstellt wie die Wehmut über das zu Ende gegangene Festival, ist eine gewisse Enttäuschung beim ersten Abhören der mitgebrachten Tonträger. Wahrscheinlich müsste man einfach nur ein paar Tage damit warten. Weil die Erwartungen so unmittelbar nach dem Liveerlebnis einfach viel zu hoch sind. Das kann kaum eine Studioplatte bringen. Ausnahmen gibts natürlich auch...
Nun heißt es also wieder für 11,5 Monate mit dem nicht gerade üppigen Konzertangebot der sächsischen Provinz Vorlieb nehmen. Oder aber selber was machen. Und mit diesem Gedanken geht's mir schon ein klein wenig besser...

Freitag, 18. Mai 2007

Portland Finally

O.K. nun ist es amtlich: Toody und Fred Cole haben eine neue Band "Pierced Arrows".Der allererste Gig findet heute abend in Portland statt.
Und Andrew trommelt fortan hier.
Aha... dann wurde der deal also doch schon während der letzten Europatournee ausgehandelt, auf der Greg Shidoan (The Shiny Things) das Merch von Dead Moon verkaufte... Egal - die Hauptsache ist doch, dass es weiter geht...

Mittwoch, 16. Mai 2007

Portland 2

Seit ich beim vorletzten OBS-Festival RICHMOND FONTAINE gesehen habe, lässt mich auch diese Band nicht wieder los. Leider sind sie viel zu selten im Osten der Republik unterwegs. Am letzten Wochenende betrug die Entfernung zum nächstgelegenen Konzertort der aktuellen Tour "Thirteen Cities" nur 200 km. Da mussten wir hin...
Objekt 5 in Halle ist ein sehr schöner Veranstaltungsort für diese ganzen Roots-, Singer-/Songwriter und Americana-Geschichten. Die Plakate an den Wänden bezeugen, dass auch genau diese Schiene wohl am häufigsten bedient wird. Schön, dass es so etwas auch in der Provinz gibt. Schade, dass für uns so weit weg...
Als wir gegen 10 Uhr eintrudeln, schlendert Dave, der RF-Bassist draußen herum und ich frage mich und ihn, ob er sich wohl an das OBS vor 2 Jahren erinnert; wir hatten da ein kurzes Gespräch über Dead Moon. Irgendetwas dämmert ihm, aber nicht so richtig, kein Wunder, wenn man sich den Tourkalender anschaut...
Drinnen haben gerade Bob Frank und John Murry die Gitarren geschultert und geben uns einen Mix aus irisch angehauchten Folkrocksongs (Frank) und geknödelten Ansagen, aber schöner Singstimme (Murry): "...This Story happened in 1927. My aunt told me..." Sie spielen wohl so eine Stunde und hätten auch gerne noch länger, doch Richmonds Drummer bittet höflich um einen letzten Song. Vorher gibt es noch den Verweis auf die Frank/Murry-CD, mit der einmaligen 30-Jahre-Rückgabe-Garantie bei Nichtgefallen...
Was ich im Vorfeld zur aktuellen Richmond-Fontaine-CD schon gehört hatte: Paul Brainard is back, mit seiner Pedal-Steel! Das passt sehr gut zu den meisten Songs des Abends. Außerdem spielt er auch noch Trompete und da gibt es ja den einen oder anderen Song auf dem neuen Album. Hin und wieder wird es auch etwas rockig, z.B. beim "Always On The Ride". Überwiegend aber doch eher die ruhigen Sachen a la "The Fitzgerald". Bis zum Schluss. Ja, der Schluss... Man ist offenbar etwas unentschlossen, ob dem Ruf "One more song!" aus nur einer Kehle zu folgen ist. Dann aber doch. Willy, der Sänger tritt ans Mikrofon: "This song is for Andreas. Where are you, Andreas?" Ich kann gerade noch rufen "Play it not for me, play it for Dead Moon!". Da dreht er sich zu mir, reisst sich das Cowboyhemd auf und zeigt sein Dead-Moon-T-Shirt und spielt "A Song For Dead Moon"! Unglaublich, Mann! Ich freue mich riesig über diesen Song, den Willy schrieb, nachdem er Fred Cole das erste Mal auf der Bühne sah. Und ich freue mich noch mehr, zu sehen, wie die Band rockt! Sie haben sichtlich ungeheuren Spaß dabei. Ich weiß nicht, wie's die restlichen 40 Leute im Saal aufnehmen, aber für mich passt das schon zusammen, die fragilen Songs mit den kraftvollen. Danach ist Schluss und die Band hat es eilig, am nächsten Tag wird ein Festival in Holland bespielt. Kurzer Talk mit Willy und Dave, nein, es wird im Herbst wahrscheinlich keine Deutschland-Dates von RF geben. Aber dass Toody und Fred Cole wieder in die Puschen kommen wollen, habe man auch schon gehört. Danke fürs Kommen - danke fürs Spielen. Ich für meinen Teil habe die Batterien wieder randvoll. Auf dem Heimweg hören wir David Eugene Edwards. Den sehen wir bald in Beverungen. So Gott will...

Portland 1

Ein Brief, abgeschickt am 13. Februar 2007 in Portland und unterschrieben mit Fred und Toody und sinngemäß folgendem Inhalt:
...Fred und ich haben gerade eine erholsame Zeit hinter uns. Momentan planen wir, in ein paar Monaten eine neue Band zu starten. Fred hat einige neue Songs geschrieben und will eine 7inch rausbringen, wahrscheinlich diesen Sommer, nun, die Zeit wirds zeigen...
Auf der Homepage bleibt es diesbezüglich still und so war ich unsicher, ob das hier zu posten, richtig ist. Doch Dead Moon Fans wirds freuen und allen anderen ist es sowieso egal. Und außerdem ist das hier nicht das Rolling-Stone-Forum...

Freitag, 19. Januar 2007

Das glaubt mir sowieso keiner

C.D. ist ein freischaffender, ostdeutscher Autor, den ich irgendwann in den achtziger Jahre für mich entdeckt habe und der mich seither begleitet hat. In Zeitungsreportagen und Büchern. Ich mag ihn sehr, weil er die Gabe hat, Geschichte lebendig werden zu lassen. Ich finde mich darin wieder, unmittelbar oder in den Assoziationen, die beim Lesen geweckt werden. Wäre ich selbst Schriftsteller, dann würd’ ich meine Erlebnisse und Gefühle gerne für mich auf diese Art konservieren, aber so bin ich froh, dass es ihn gibt.
Den Wunsch, dem Autor die Bewunderung des Lesers mitzuteilen, trage ich schon eine Weile mit mir herum. Allerdings will man sich ja nicht blamieren und so fehlte mir immer noch das letzte Quentchen Mut, den Brief zu schreiben. Auslöser war letztendlich das Wiederlesen eines seiner Bücher im Herbst letzten Jahres. Die Episode mündete in dem Satz „Fremdes Tempo geleitet an kein eigenes Ziel“ und das hatte ich auch schon oft so erlebt, allerdings ohne das in treffende Worte packen zu können. Manchmal braucht das Leben Leitsätze. Jedenfalls war damit der Anfang des Briefes geschrieben. Es sollte aber auch Musik eine Rolle spielen, deren enthusiastische Schilderung ich an C.D.’s Werk anfangs besonders schätzte. Da gab es im selben Buch eine Passage, in der C.D. – für meine Begriffe resigniert und lakonisch – den Niedergang der Rockmusik beschrieb. Es ging um Klaus Renft. Das tat mir leid. Nicht um Renft willen, sondern wegen der Müdigkeit oder Traurigkeit C.D.’s, die ich herauszulesen glaubt. Das war am 8. Oktober 2006.
Ich schrieb also den Brief zu Ende und empfahl C.D. den Besuch eines DEAD-MOON-Konzerts, die gerade auch durch Deutschland tourten. Dort würde er erfahren, dass Rock nicht tot ist. Oder so ähnlich jedenfalls. Fertig geschrieben und versendet.
Am 9. Oktober, einen Tag, nachdem ich DEAD MOON in Dresden sah, hörte ich, dass Klaus Renft gestorben war. Ich hätte den Brief gerne etwas umgeschrieben, doch er war längst unterwegs nach Berlin.
Das Wochenende darauf war ich selber in Berlin. RYAN ADAMS gastierte im Kesselhaus. Meinen Brief, Klaus Renft und auch DEAD MOON hatte ich in Erwartung des kommenden Konzertes völlig vergessen, als sich die Menge vor mir teilte und C.D. zielsicher auf mich zusteuerte. Mein Herz begann zu klopfen und die Gedanken kreiselten. Sein Gesicht kenne ich natürlich aus Lesungen und von Bildern, aber ich bin ihm völlig unbekannt. Ich konnte mir einfach keinen Reim drauf machen! Als er kurz vor mir angekommen war, ging ich vorsichtshalber einen Schritt zur Seite. Da bedankte er sich höflich und ging nach hinten weiter, um sich ein Bier zu holen. Ich hab’ ihn dann noch eine Weile stehen sehen und konnte mich gar nicht richtig auf das Konzert konzentrieren (der Enthusiasmus C.’s hielt sich in Grenzen).
Warum ich das heute schreibe? Weil ein Brief aus Berlin gekommen ist, von C.D. Ein ziemlich ausführlicher. Ich habe mich sehr gefreut, doch manches, was er schrieb, machte mich traurig. Bei Renft haben wir uns beide missverstanden, glaube ich. Da kam auch noch der Tod dazwischen, der Reflexion verändert. Und DEAD MOON war C.D. leider kein Begriff. Das fand ich besonders schade, weil es die Möglichkeit des "richtigen" Kennenlernens inzwischen auch nicht mehr gibt.
Das Leben ist so voller Zufälle, manche sind einfach nur irrwitzig, andere führen zu Missverständnissen, und wieder andere lenken unser Leben in Richtungen, die wir so nicht beabsichtigt hatten. Am Ende wird alles gut, da bin ich mir sicher.