Freitag, 22. Oktober 2010

Der andere Elvis

 
Müsste ich mich in meinem Plattenschrank auf einen einzelnen Künstler beschränken und der dürfte außerdem nicht Bob heißen, dann wäre Elvis sicher keine schlechte Wahl, Elvis Costello. Er gehört zu jenen Künstlern, die nicht eher Ruhe finden, bevor sie sich in jeder Spielart des Rock'n'Roll mal versucht haben, also vielseitig sind und trotzdem unverwechselbar. Und gescheit außerdem dazu.

Eine neue Platte kommt in diesen Tagen auf den Markt, produziert von T Bone Burnett,  und was man hier hören kann, klingt ziemlich cool...


National Ransom EPK | Elvis Costello from Concord Music Group on Vimeo.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Ladies and Gentlemen - The Masons!

  
Es wird mal wieder langsam Zeit, an dieser Stelle hier eine Lanze für eine Band zu brechen. Eigentlich bin ich nur ganz selten mal direkt auf Suche nach Musik, die mir gefallen könnte. Meist findet sie mich unverhofft und manchmal bin ich so überwältigt, dass die Liebe länger anhält. Ein Leben lang vielleicht, aber doch mindestens über viele Jahre. So auch hier:

Vor ca. 10 Jahren blieb ich in der VISIONS an einem Artikel kleben, da war von einer Garagen-Bluesrock-Kapelle die Rede, deren Sänger trug ein LYNYRD-SKYNYRD-T-Shirt und dessen Stimme sollte sich anhören wie die Reinkarnation von Elvis. Das waren drei Koordinaten, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen passten nach dem Reinheitsgebot des Rock'n'Rolls. Kein Garagenrocker würde derartige musikalische Vorbilder sein eigen nennen. Höchstens als Joke. Für mich waren das aber immer schon drei Seiten derselben Medaille. Myspace gab's damals noch nicht und so bestellte ich mir hier das Debütalbum:
     
Mein erster visueller Eindruck: Hier macht jemand Platten, der Vinyl liebt (kam in orange Vinyl und mit gelber 7" EP als Zugabe). Mein erster Höreindruck: Richtig großartige Songs aber leider in einer Scheiß Qualität. Letzteres musste ich schon nach wenigen Durchläufen revidieren. Diese Musik braucht einen dreckigen Sound geradezu, cleaner wäre nicht besser, im Gegenteil. Ich brauchte mehr, also noch das fast zeitgleich erschienene Nachfolgealbum, mit schlichtem Cover, schlichtem Namen aber genauso phantastischen Songs wie auf dem Debüt:   

Die Besetzung war auch noch noch dieselbe: Tom Frank (Songschreiber, Sänger, Gitarrist und Bandleader) mit Jimmy James, Divo Garcia und Suzy Homewrecker als treibende Kraft hinter dem Drumkit. 
 
Danach gab's in größeren Anständen noch zwei weitere Alben, mit wechselnden Mitspielern, wie die Vorgänger auch auf Middle Class Pig Records erschienen. Mit diesem Kleinstlabel scheint sich ein enthusiastischer Enddreißiger aus der Tübinger Punkrockszene seine Träume selbst zu erfüllen und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Die Qualität der Songs auf "Wichita" und "Youngblood" fällt gegenüber der ersten beiden Scheiben etwas ab; die letzte Platte ist gar eine Art Resteverwertung aus den Jahren `96/`97, trotzdem sind beide LP's ihr Geld allemal wert. Wenn man sie denn noch bekommt.


Informationen über die Band gab's indes herzlich wenig. Bis ich 2005 zufällig rechtzeitig die Ankündigung einer Europa-Tournee entdeckte. Und da habe ich mir zum zweiten Mal in meinem Leben an zwei aufeinanderfolgenden Abenden ein und dieselbe Band angeschaut. Weil mich das erste Konzert in Dresden einfach umgeblasen hat. Ich werde NIE vergessen, wie Tom Frank auf die Bühne der Groovestation schlurfte, in jeder Hand zwei Flaschen Bier. Die stellte er in einer Reihe neben den Mikroständer, schnallte sich in aller Ruhe seine Flying V um, schaltete den Amp ein und leerte zum Feedback die erste Pulle auf Ex. Danach warf er die Flasche in die Mitte der noch leeren Tanzfläche, sie zerschellte und es ging los. Wahnsinn. Den nächsten Tag bin ich der Band hinterher gefahren...

Seitdem gab's leider weder neue Platten noch eine Tour. Zumindest hab' ich das nicht mitbekommen. Weil es bis vor zwei Jahren nicht mal eine website der Band gab. Vielleicht gab's die Band zwischenzeitlich auch nicht mehr, keine Ahnung. Aber: jetzt kommen sie wieder! Leider nicht bis in unser Hinterland, doch wer in Südwestdeutschland wohnt und auf heftigen Rock'n'Roll steht, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Es gibt wenig Bands, wo es mit so viel Feuer zur Sache geht. Man muss es freilich mögen. Hier sind die dates:

27.10.2010 Tübingen, Tangente Night
31.10.2010 Frankfurt, Nachtleben

Und hier gehts zur myspace-Seite der MASONS




Sonntag, 17. Oktober 2010

Warum in die Ferne schweifen...

    
... wo doch eine ganz zauberhafte Landschaft nur eine reichliche Autostunde von hier entfernt liegt. Wir hatten uns schon lange einmal vorgenommen, für länger als einen Tagesausflug in das Elbsandsteingebirge zu fahren. Geworden ist erst etwas daraus, als Freund und Bandkollege Schorsch anfragte, ob wir im Herbst mal eine Woche mitkommen würden. Er hatte dort in einer Hütte beim Renovieren geholfen und bekam dieselbe zum Selbstkostenpreis eine Woche lang zur Verfügung. Da haben wir natürlich sofort zugestimmt.

Eigentlich hätte man sich gar nicht bewegen müssen, so traumhaft war allein der Blick von der Hütte aus. Im Tal lag das Örtchen Königstein, vis-a-vis tronte die Festung und rechter Hand zog die Elbe majestätisch dahin. Und das alles bei größtenteils herrlichstem Herbstwetter. Der Mischwald leuchtete in kräftigen Farben und morgens war die Welt mit einem weichen Nebel überzogen.

Neben ausgiebigen Wanderungen beidseits der Elbe habe ich seit einer Ewigkeit mal wieder den Klettergurt angelegt. Ich hatte stets einen ziemlichen Schiss dabei und habe damals hauptsächlich deswegen damit aufgehört. Andererseits ist das auch ein recht zeitintensives Hobby gewesen, wenn man davon wegwollte, immer nur anderen an der Leine  hinterher zu kraxeln. Schorsch war aber auch länger nicht am Fels und so tasteten wir uns langsam ran an die Materie (unsere Jüngsten hatten wir ja schließlich auch dabei). Fünf Wege am "Papst" und an der "Klamotte" sind es dann am Ende gewesen, alle zwischen I und III, doch das ist egal. Es hat mir Spass gemacht und Lust auf mehr.

Insgesamt waren es wirklich schöne sechs Tage und ich werde die nächste Zeit noch etwas zehren können davon.


Freitag, 8. Oktober 2010

Ab in die Schweiz!

     
Gemeint ist die Sächsische. Denn die werden der MINERS-Bassist Schorsch und ich samt unseren Familien in den nächsten acht Tagen unsicher machen. Eine kleine Hütte am Hang mit Blick auf Königstein ist gemietet und das Wetter soll ganz gut werden. Nach ca. 12 Jahren Pause wollen wir beide mal wieder gemeinsam klettern gehen. Wenn ich nicht abstürze, schreib' ich hinterher mal, wie's gewesen ist...

Montag, 4. Oktober 2010

Sechzehnhundertdreißig war's...

... es trug sich zu dort oben am Meer. Kaum glaubhaft noch, was damals geschah, und es bewegte die Menschen sehr..."

So beginnt einer meiner liebsten deutschsprachigen Titel aus der Zeit, da meine Heimat noch eingezäunt war. "Bernsteinhexe" heißt der Song und "Transit" die Band. Die gleichnamige LP erschien  als Debüt 1982. Da war die Band schon fast 10 Jahre unterwegs und hatte ein Dutzend Titel im Radio, aber eben noch keine Platte. Denn die durfte damals nur machen, wer politisch zumindest unverdächtig war. "Transit" jedoch rekrutierten anfänglich Ihre Anhänger aus Lindenberg-Fans. Egon Linde(!) der Sänger hatte eine ähnlich schnoddrige Art zu singen und die Affinität zu maritimen Themen war ebenfalls stark ausgeprägt. Sang der Udo "Hoch im Norden" hieß es bei "Transit" "Ich fahr' an die Küste". Ende der Siebziger wurden jedoch die Arrangements ausgefeilter und textlich orientierten sich "Transit" zunehmend an historischen Themen. Das war unverfänglich und das Staatslabel Amiga hob den Daumen. Das alles hätte mich damals sicher nicht weiter interessiert, doch Songs wie "Hildebrandlied" oder eben "Bernsteinhexe" haben eine derartige emotionale Tiefe, dass ich meiner postpubertären Phase hin und weg war.

In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder google mit den Namen der beiden Songschreiber Egon Linde oder Siggi Scholz gefüttert, mit dem Ergebnis, dass beide wohl noch ab und zu auftreten, im kleinen Rahmen und mit mecklenburgischen Volksliedern. Sogar das hätte ich mir mal angehört, aber die Gelegenheit ergab sich nie. Bis jetzt:


Denn jetzt sind sie zurück. Als "Transit", fast in Originalbesetzung, mit einer kleinen Tour durch den Osten und sogar mit neuen Liedern! Ich kann es kaum glauben! Das ist einfach nur schön...

am 11. Dezember 2010 in Dresden, Tante Ju
am 29. Januar 2011 in Freiberg, Tivoli