*
Eine Woche Urlaub liegt vor mir und für die nächsten drei Tage ist Regen angesagt; vielleicht auch schon ein bissel Schnee. Macht nichts, habe ich genügend Zeit, mich durch die neuen Platten zu hören, die letzte Woche angekommen sind:
Bestimmt schon 5,6x gehört seither und immer wieder schön. Weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine Platte mit deutschen Texten gekauft hab'. Ist Jahre her. Element of Crime hatte ich eher als eine ziemlich verkopfte Band in Erinnerung. Doch das hier ist wunderbar leichte Musik und lässt gleich wieder an den ebenfalls wunderbaren Film denken. Auf 7inch, schweres Vinyl. Limitiert sowieso. Die Flipside hat "Robert Zimmermann", dylanlike. Großes Kino, Film wie Musik.
Element of Crime "Ein Hotdog Unten Am Hafen", 7"Single, Universal 2008
Spätestens seit dem Liveerlebnis vor 10 Tagen in der Groovestation Dresden bin ich angefixt von dieser Mischung aus Coolness und Seventies Retrorock. Wahrscheinlich weil seine Musik den Spirit atmet, mit dem ich aufgewachsen bin. Thin Lizzy werden immer wieder als Eckpfeiler genannt; ich höre teilweise The Free heraus und vom Gestus ist vielleicht auch ein bisschen Jimi Hendrix dabei. Aber alles nur andeutungsweise, denn Brant Bjork füllt eine eigene Schublade. Und Stoner heißt die nach meiner Auffassung überhaupt nicht. Wie sich der Opener "Lion One" langsam entfaltet und steigert, ohne zu explodieren, das hat schon Klasse. Man könnte jeden der acht Titel hernehmen, um zu schwärmen, es sind keine Ausfälle drunter. Brant hat die acht Songs der Vinylausgabe auf zwei LP's verteilt. Damit die Nadel genug Platz hat, zum Ausschlagen...
Brant Bjork "Punk Rock Guilt", 2LP, Low Desert Punk 2008
Diese Platte erschien im vergangenen Jahr und das Review in einem Versandkatalog bewog mich dazu, mich mal näher damit zu befassen. Detlev von Duhn schrieb: "...Es wirkt, als hätte er seinen Stil gefunden. (V.a. rhythmisch) knochentrockener punktgenauer ungemein präziser mittelharter Desert Rock...Wah-Wah-getränkte Gitarren mit ihren charakteristischen ständig wiederholten rotierenden Motiven/Licks und kompakten zielgerichteten ebenfalls ausgesprochen präzisen nie zu langen cremig-mittelschweren melodischen teils singenden Soli, die quasi in sich ruhen..."
Ja, das findet sich alles wieder auf dieser Scheibe. Im Gegensatz zu "Punk Rock Guilt", die Brant im Alleingang einspielte, gibt es hier die damalige Besetzung von The Bros zu hören und zwei Gastmusiker, was das Ganze sehr abwechslungsreich macht. Anders als die aktuelle Platte, aber mindestens genau so gut.
Brant Bjork and The Bros "Somera Sól", LP, Duna Records 2007
Hier wird die Klasse dieses Mannes erst so recht deutlich. "Local Angel" ist eine fast rein akustische Platte. Nur hier und da ein wenig Schlagzeug, ein paar Tupfer Bass. Alles selbst geschrieben, arrangiert, eingespielt und produziert. Wie viele Bands es gibt, deren Songs nur im elektrifizierten Kontext etwas taugen, wissen wir spätestens seit MTV Unplugged. Brant Bjork's Songs funktionieren auch alleine. Eine leicht jazzige Note höre ich hier (als Nichtjazzer) und einen herrlichen Flow hat diese Scheibe. Würde ich kiffen - das wäre mein Soundtrack.
Brant Bjork "Local Angel", LP, Duna Records 2004
"Dirt Don't Hurt" - in abgewandelter Form sagte das schon meine Großmutter zu mir (Dreck reinigt den Magen). Von Holly Golightly habe ich einige Platten im Schrank stehen. Als ich das erste Konzert sah, war sie leider schon kein Geheimtipp mehr. Da hatte Jack White bereits gelobhudelt. Während dieser aber inzwischen versucht, auch bei den Reichen und Schönen dieser Welt zu punkten und Platten mit Alicia Keys besingt, ist sich Holly treu geblieben. Ja scheint sich sogar auf dem Zeitstrahl immer weiter rückwärts zu bewegen. Waren vor Jahren noch die frühen Sixties Quelle der Inspiration, so scheinen es jetzt hinterwäldlerische Blues- und Gospellieder der vierziger Jahre zu sein. "Dirt Dont Hurt" ist innerhalb von reichlich einem Jahr bereits die zweite Scheibe, die sie mit Ihrem derzeitigen Bühnenpartner Lawyer Dave aufgenommen hat. Bei einem kurzen Zwischenhalt auf der Spanientournee. Wahrscheinlich wieder komplett analog, wie man das von ihr gewohnt ist. Die Pressung ist ebenfalls ohne Fehl und Tadel. Damaged Goods Records eben. Clear Vinyl.
Holly Golightly & The Brokeoffs "Dirt Don't Hurt" Damaged Goods 2008
Noch nicht gehört. Von 2007. Doch das ebenfalls im Vorjahr erschienene "Snow Angels" gehörte zu meinen Lieblingsplatten im vergangenen Winter. "The Trumpet Child" kann also einfach nur gut sein. Wieder sehr liebevolle Verpackung wie man sieht. Schweres Vinyl. Farbig bedruckte Innenhülle mit allen Texten. Flasche Rotwein - Kerzenschein - Over The Rhine. Wenn's so weiter regnet, dann heute abend schon ..
Over The Rhine "The Trumpet Child", LP, REDEYE 2007
Montag, 27. Oktober 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Ich überlege, mich bei diesem Schmuddelwetter in den Zug zu setzen, schon allein um mit dir die letzte Platte zu hören ... I'm on roll, oh-oh, I'm on a roll ...
Aber ich räum eher mal auf, for the oncoming woodwork :]
Kommentar veröffentlichen