Montag, 1. Dezember 2008

Hutzenobnd

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Das Sauerkraut war ja nun auf wundersame Weise gelungen, jetzt musste es gegessen werden. Da zwei ordentliche Kohlköpfe verarbeitet worden waren, sollten mehrere Leutchens satt werden können davon. Was lag also näher, als ein paar Freunde zum Hutzenobnd einzuladen.

Nichterzgebirgern sei gesagt, dass es sich hier um eine Form des geselligen Beisammenseins handelt, der vorwiegend in der kalten Jahreszeit gefrönt wird, wenn es draußen dunkel und kalt und in der Stuben drinnen gemütlich und warm ist. Entstanden ist dieser Brauch hier in einer Zeit, als es weder Radio noch Fernsehen gab. Es war die Jahreszeit, da draußen im Garten und auf dem Feld nichts mehr zu tun war und so traf man sich halt zum Erzählen, Handwerkeln, Singen oder was auch immer. Es musste nur einer heizen und wahrscheinlich war reihum jeder einmal dran. Heutzutage kann man natürlich auch alleine jede Menge Zeit vor dem Computer in den Sand setzen, bei schlechtem und schönem Wetter und auch Klatsch und Tratsch bekommt man so genügend mit. Aber ein bissel Basteln und Singen gemeinsam, das macht schon Spass, wenn man sich mal aufrafft (und sich nicht zu blöde vorkommt).

Den MINERS ist nichts zu peinlich (wir berichteten hier und da) und singen tun wir alle gern. Die Frauen auch. Gute Freunde stießen noch dazu und so waren wir eine schöne Runde von 10 Leutchens in unsrer guten Stube. Das Wetter passte ebenfalls hervorragend auf diesen Anlass. Basteln: Da ja Weihnachten nimmer weit ist, haben wir gedacht, Baumschmuck passe gut. So waren wir eine ganze Weile damit beschäftigt, unseren ersten Fröbelstern hinzubekommen. Was nicht einfach ist (wer sich so etwas ausdenken kann, Wahnsinn!). Geschafft haben es aber alle. Ach, davor gab's noch ein Kaffeetrinken mit selbergebackenem Stollen aus zwei verschiedenen Haushalten (der, welcher nach überliefertem Rezept etwas Schweineschmalz (!) beigegeben hatte, war leicht im Vorteil), Plätzchen und Pfefferkuchen. So kurz vorm 1. Advent darf man schon mal (da sind wir etwas flexibel in der Tradition). Zu vorgerückter Stunde dann also Sauerkraut mit Wurst, Brot und Bier - ein voller Erfolg.

Als alle satt waren und die Zungen gelockert, haben wir dann zusammen noch ein paar Anton-Günther-Liedel zur Gitarre geschmettert. Und das ist schon so: Mundart lässt sich gut singen, auch wenn man sie in dieser Form nicht mehr spricht. Ich hatte unlängst erst gerade mal angefangen, mich mit diesem Liedgut zu befassen und ich bin erstaunt, was für tolle Sachen es da gibt. Damit bin ich noch lange nicht fertig. Da wir unsere Konzerte seit ein paar Jahren schon mit "Glück Auf" auf dem verzerrten Bass einleiten, könnte ich mir vorstellen , das "Feierobndlied" zum Schluss zu machen. Ernst gemeint, nicht als Parodie. Mal sehen...

Es war nach Mitternacht, als die letzten Hutzenleit nach Hause gingen. Und ich habe mich gefreut, dass wir so viel Spass daran gehabt haben, etwas ganz Altes herzunehmen und unser Eigenes draus zu machen. So frisch und frei, wie mir Arzgebirger sei...

1 Kommentar:

DSCHAIN hat gesagt…

da soll einer sagen, die kalte jahreszeit hätte nix! mir gings ähnlich beim gemeinsamen adventskranz-binden bei punsch und plätzchen...