Freitag, 20. September 2013

Sell-Out

  
Der Mailorder bei dem ich gelegentlich bestelle, wies gerade in seinem Newsletter auf ein Schnäppchen hin: die zwanzig besten Platten von Johnny Cash als CD's in Papphüllen, die den LP-Cover nachgebildet wurden, zusammen im Schuber für nicht mal 40 EUR. Und im November bringt Sony/Columbia ALLE(!) Dylan-Veröffentlichungen in ähnlicher Form heraus... wie pervers ist das denn?!

Ich sehne mich wahrlich nicht zurück in die Zeit, da ich 120 Mark für eine Westpressung gezahlt habe. Aber das Gefühl, das mich überwältigte, als ich im Sommer 1985 in einem Budapester Hinterhofzimmer endlich Bob Dylans LP "Street Legal" in den Händen hielt, kann ich heute noch abrufen, wenn ich "Changing Of The Guards" höre. Und ich weiß noch genau, wie lange ich in den Plattenläden auf der anderen Seite des Erzgebirges gesucht habe, bis ich endlich "Johnny Cash - Konzert V Praze" fand. Es gibt noch einige Vinyle im Schrank, zu denen mir ähnliche Geschichten einfallen. Zeiten ändern sich...
  

Mittwoch, 18. September 2013

De Krippelkiefern @ Tietz Chemnitz

   
Als die Miners vor ein paar Jahren in der Moritzbastei Leipzig eines der letzten DEAD MOON Konzerte supporten durften, spielten wir zum Soundcheck "Gib' mir Deckung" kurz an; eine knackige Version von "Gimme Shelter". Andrew, der DEAD MOON Schlagzeuger lugte um die Ecke und fragte, ob das eben Gespielte ein Kiss-Song gewesen sei. 'Nein, das war von Freygang, aber die haben's von den Stones geklaut, die haben's wiederum bei Chuck Berry abgeschaut und der hat's im Blut seiner Vorfahren aus Afrika mitgebracht.' Weltmusik gewissermaßen ...

Daran musste ich denken beim gestrigen Podiumsgespräch im Chemnitzer Kulturzentrum Das Tietz: "Regional - global vertont? Musikalische Impulse aus dem Osten Deutschlands". Der MDR hatte mit Ulrich Doberenz und Manfred Wagenbreth zwei echte Experten in Sachen Weltmusik eingeladen. Den Namen Wagenbreth kennt man im Osten seit vielen Jahren, wenn man Plattenhüllentexte auf Amiga-Lizenz-LPs gelesen hat und Ulrich Doberenz ist Direktor des Tanz- und Folkfestes Rudolstadt. Dazu Musikkritiker der "Freien Presse" Tim Hofmann und die Musiker Tobias Horn (Krippelkiefern) sowie Reinhardt Repke und Dirk Darmstaedter (Club der toten Dichter). Durch die Veranstaltung führte MDR-Moderator Thomas Bille. 

Eigentlich hätte man zu dieser Thematik und in dieser Stadt ja eine weitere Band mit K erwartet, doch die waren mit einer anderen Produktion beschäftigt "sonst wären sie heute abend hier" wie Thomas Bille verlauten ließ. Rein musikalisch gesehen, da wurden sich die Gesprächspartner ziemlich schnell einig, lässt sich alles auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Doch das greift mir zu kurz. Unterschiede lassen sich dann feststellen, wenn Künstler in ihren Texten ihr Lebensgefühl ausdrücken. Und das wird ein anderes sein, wenn man einen Teil seines Lebens in der DDR verbracht hat. Das ist prägend, ob man das mag oder nicht. Neu ist vielleicht, dass es in den letzten zwei, drei Jahren zunehmend Künstler gibt, denen das nicht peinlich ist, sondern die darauf stolz sind, aus der ostdeutschen Provinz zu kommen; aus Bautzen, Jena, Chemnitz oder eben dem Erzgebirge. Und die auf diese Art ihrem Publikum ebenfalls zu einer Verbundenheit mit ihrer Herkunft, zu einem neuen Selbstverständnis verhelfen. Tobias Horn hat das schön bebildert: "Wo der bayerische Gerüstbauer auf Montage am Abend in der Kneipe seine Söllner-CD rausholt, kann der Kollege aus dem Erzgebirge nun seine Krippelkiefern daneben legen..."

Wegen der Krippelkiefern war auch ich nach Chemnitz gekommen. In Viererbesetzung gab es drei Songs: "E paar fromme Winsch", "Köhlerlied", "Regenlied". Vielleicht mit etwas mehr Lampenfieber vorgetragen als noch vor vier Tagen in Thalheim, denn schließlich wurde die Veranstaltung vom MDR aufgezeichnet. Sendetermin ist Freitag, der 20.09.2013 18.05 Uhr auf MDR Figaro. Es bleibt abzuwarten, wieviel von Sternis Ansagen dann in der Sendung zu hören sein wird...

großes Medieninteresse an den Krippelkiefern
De Krippelkiefern im Foyer des Tietz, Chemnitz

Bewegte Bilder gibt es hier und dort ...
  

Sonntag, 15. September 2013

De Krippelkiefern @ Waldcamping Thalheim

  
Ich weiß gar nicht, worüber ich mich mehr wundere; dass die aktuelle Veröffentlichung dieser Band gerade "CD der Woche" auf dem Kultursender des Mitteldeutschen Rundfunks ist oder dass eine Band diesen Kalibers noch Lagerfeuermusik auf Zeltplätzen macht. Beides ist nicht abwertend gemeint, aber es passt irgendwie so gar nicht zusammen. Möglicherweise sind es gerade diese Widersprüche, die einen großen Teil der Faszination ausmachen. Kernige Inhalte in der Sprache des Mannes auf der Straße - im doppelten Sinne - gepaart mit hoher Virtuosität an den Instrumenten.  Jedenfalls war ich von dem Auftritt der Krippelkiefern zum "Tag der Sachsen" in Schwarzenberg ziemlich begeistert, so dass ich dieses Wochenende unbedingt noch einmal hin musste. In etwas  reduzierter Besetzung gab es einen akustischen Auftritt am Lagerfeuer. Das Ambiente passte perfekt und auch das Wetter hielt aus. Für dreieinhalb Stunden feine Musik fahre ich gerne mal wieder quer durch sieben Erzgebirgstäler... 

Dreiviertel Krippelkiefern in Thalheim: Karli, Sterni, Tobias