Als die Miners vor ein paar Jahren in der Moritzbastei Leipzig eines der letzten
DEAD MOON Konzerte supporten durften, spielten wir zum Soundcheck "Gib' mir Deckung" kurz an; eine knackige Version von "Gimme Shelter". Andrew, der DEAD MOON Schlagzeuger lugte um die Ecke und fragte, ob das eben Gespielte ein Kiss-Song gewesen sei. 'Nein, das war von Freygang, aber die haben's von den Stones geklaut, die haben's wiederum bei Chuck Berry abgeschaut und der hat's im Blut seiner Vorfahren aus Afrika mitgebracht.' Weltmusik gewissermaßen ...
Daran musste ich denken beim gestrigen Podiumsgespräch im Chemnitzer Kulturzentrum Das Tietz: "Regional - global vertont? Musikalische Impulse aus dem Osten Deutschlands". Der MDR hatte mit Ulrich Doberenz und Manfred Wagenbreth zwei echte Experten in Sachen Weltmusik eingeladen. Den Namen Wagenbreth kennt man im Osten seit vielen Jahren, wenn man Plattenhüllentexte auf Amiga-Lizenz-LPs gelesen hat und Ulrich Doberenz ist Direktor des Tanz- und Folkfestes Rudolstadt. Dazu Musikkritiker der "Freien Presse" Tim Hofmann und die Musiker Tobias Horn (Krippelkiefern) sowie Reinhardt Repke und Dirk Darmstaedter (Club der toten Dichter). Durch die Veranstaltung führte MDR-Moderator Thomas Bille.
Eigentlich hätte man zu dieser Thematik und in dieser Stadt ja eine weitere Band mit K erwartet, doch die waren mit einer anderen Produktion beschäftigt "sonst wären sie heute abend hier" wie Thomas Bille verlauten ließ. Rein musikalisch gesehen, da wurden sich die Gesprächspartner ziemlich schnell einig, lässt sich alles auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Doch das greift mir zu kurz. Unterschiede lassen sich dann feststellen, wenn Künstler in ihren Texten ihr Lebensgefühl ausdrücken. Und das wird ein anderes sein, wenn man einen Teil seines Lebens in der DDR verbracht hat. Das ist prägend, ob man das mag oder nicht. Neu ist vielleicht, dass es in den letzten zwei, drei Jahren zunehmend Künstler gibt, denen das nicht peinlich ist, sondern die darauf stolz sind, aus der ostdeutschen Provinz zu kommen; aus Bautzen, Jena, Chemnitz oder eben dem Erzgebirge. Und die auf diese Art ihrem Publikum ebenfalls zu einer Verbundenheit mit ihrer Herkunft, zu einem neuen Selbstverständnis verhelfen. Tobias Horn hat das schön bebildert: "Wo der bayerische Gerüstbauer auf Montage am Abend in der Kneipe seine Söllner-CD rausholt, kann der Kollege aus dem Erzgebirge nun seine Krippelkiefern daneben legen..."
Wegen der Krippelkiefern war auch ich nach Chemnitz gekommen. In Viererbesetzung gab es drei Songs: "E paar fromme Winsch", "Köhlerlied", "Regenlied". Vielleicht mit etwas mehr Lampenfieber vorgetragen als noch vor vier Tagen in Thalheim, denn schließlich wurde die Veranstaltung vom MDR aufgezeichnet. Sendetermin ist Freitag, der 20.09.2013 18.05 Uhr auf MDR Figaro. Es bleibt abzuwarten, wieviel von Sternis Ansagen dann in der Sendung zu hören sein wird...
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großes Medieninteresse an den Krippelkiefern |
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De Krippelkiefern im Foyer des Tietz, Chemnitz |
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