The Jayhawks (USA) / Richmond Fontaine (USA) @ Lido, Berlin 17.03.2012
Mitte der Neunziger hörte ich auf
einer Autofahrt durch den nächtlichen Bayerischen Wald zufällig ein
Feature über GOLDEN SMOG. Jenes temporäre Kollektiv aus Musikern
von WILCO, SOUL ASYLUM und den JAYHAWKS hatte gerade „Down By The
Old Mainstream“ veröffentlicht und im Interview kam man auch auf
die jeweilige Hauptband zu sprechen und zu hören. Ich kannte von den
drei erwähnten damals eigentlich nur SOUL ASYLUM. Heute verloren und
vergessen. Was mich aber seit jener Nacht nicht wieder los lies, war
der zweistimmige Gesang von Gary Louris und Marc Olson, eingebettet
in so wunderbare Harmonien. „Tomorrow the green grass“ lief zwei
Tage später ununterbrochen in meinem Player und ist auch heute noch
meine liebste JAYHAWKS-Platte.
Die Freude wurde getrübt, als sich
wenig später herausstellte, dass es die letzte Platte mit Marc Olson
gewesen sein sollte und ich die JAYHAWKS nie mehr live sehen werde
können. Ich habe die Wege von Louris und Olson all die Jahre
weiterverfolgt und so ziemlich alles gekauft, was an
Veröffentlichungen zu kriegen war. Doch das Original blieb
unerreicht. Bis 2006 Marc Olsons erstes Solo-Album „The Salvation
Blues“ die Hoffnung nährte, er und Gary Louris könnten es wieder
miteinander versuchen. Louris sang dort Backing Vocals und war in den
Credits als Co-Autor von „Poor Michaels Boat“ genannt. Zwei Jahre
später die Duo-Platte „Ready For The Flood“ und auch einige
gemeinsame Auftritte. Immerhin, aber noch immer keine Band.
Irgendwann im Sommer 2008 der Band-Reunion-Gig in Spanien. Viel zu
weit! Die erste volle Tour der Neuzeit im 2011 machte einen Bogen um
Deutschland. Aber dann endlich klappte es. Berlin! Und RICHMOND
FONTAINE im Vorprogramm!!!
Wir waren kurz vor 19.00 Uhr vor dem
Lido und es ging tatsächlich nur ein Bier später los. Ich hatte RF
in den letzten Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesehen,
aber bisher noch nie als Duo. Dan Eccles verstand es hervorragend,
mit Lapsteel und Telecaster Räume zu schaffen für Willy Vlautins zu
Herzen gehende Balladen. Immer kann ich diese intensive Art der Musik
und des Vortrags nicht ertragen, doch mit Vorfreude auf die Hauptband
konnte ich es diesmal geniessen, ohne der Melancholie anheim zu
fallen.
Die JAYHAWKS begannen pünktlich
Viertel vor Neun und los ging's mit „Wichita“. Gänsehaut! Waren
die Soloauftritte Marc Olsons mit den Creekdippers zum Schluss hin
von der Sorge begleitet, ob er halbwegs ohne Ausfall über die Runden
kommen würde, so spielte diese Band hier absolut konzentriert auf
den Punkt. Der Focus richtete sich natürlich auf die beiden
Frontmänner, aber auch Karen Grotberg hatte sichtlich Spass an der
Sache. Allein vielleicht Marc Perlman als einzigster Nicht-Sänger
wirkte etwas mißgestimmt. Wer weiß. Das Programm bestand aus einer
guten Mischung des gesamten Bandschaffens, die
Ohne-Olson-Jayhawks-Platten wurden genauso berücksichtigt, wie
Olson's Solowerk. Besonders schön in diesem Zusammenhang der
gemeinsame gesungene Refrain von„Clifton Bridge“: „Some people
came here to die, we came here to live...“.
Die Zeit verging viel
zu schnell. 18 Songs! Den Auftakt zum Zugabeblock gab Schlagzeuger
Tim O'Reagan: „Tampa To Tulsa“ mit herrlich patiniertem Timbre.
Und dann natürlich „Waiting For The Sun“, „Two Angels“!
Keine Wünsche mehr offen. Im Anschluss stand die Band am Merchstand
und zeigte sich signierfreudig und gesprächig. Was will fan mehr...
Die komplette Setlist:
Wichita
Cinnamon Girl
Red's Song
Closer To Your Side
Take Me With You When You Go
She Walks In So Many Ways
Blue
No Place For People Like Him
Tiny Arrows
I'd Run Away
Clifton Bridge
Angelyne
Black Eyed Susan
Two Hearts
Miss Williams' Guitar
A Break In The Clouds
Settled Down Like Rain
Up Above My Head
***
Tampa To Tulsa
How Can I Send The Tonight To Tell
You
Waiting For The Sun
Two Angels
Bad Time
Up Above My Head
***
Tampa To Tulsa
How Can I Send The Tonight To Tell
You
Waiting For The Sun
Two Angels
Bad Time
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen