Sonntag, 18. März 2012

Waiting For The Sun


The Jayhawks (USA) / Richmond Fontaine (USA) @ Lido, Berlin 17.03.2012


Mitte der Neunziger hörte ich auf einer Autofahrt durch den nächtlichen Bayerischen Wald zufällig ein Feature über GOLDEN SMOG. Jenes temporäre Kollektiv aus Musikern von WILCO, SOUL ASYLUM und den JAYHAWKS hatte gerade „Down By The Old Mainstream“ veröffentlicht und im Interview kam man auch auf die jeweilige Hauptband zu sprechen und zu hören. Ich kannte von den drei erwähnten damals eigentlich nur SOUL ASYLUM. Heute verloren und vergessen. Was mich aber seit jener Nacht nicht wieder los lies, war der zweistimmige Gesang von Gary Louris und Marc Olson, eingebettet in so wunderbare Harmonien. „Tomorrow the green grass“ lief zwei Tage später ununterbrochen in meinem Player und ist auch heute noch meine liebste JAYHAWKS-Platte. 

Die Freude wurde getrübt, als sich wenig später herausstellte, dass es die letzte Platte mit Marc Olson gewesen sein sollte und ich die JAYHAWKS nie mehr live sehen werde können. Ich habe die Wege von Louris und Olson all die Jahre weiterverfolgt und so ziemlich alles gekauft, was an Veröffentlichungen zu kriegen war. Doch das Original blieb unerreicht. Bis 2006 Marc Olsons erstes Solo-Album „The Salvation Blues“ die Hoffnung nährte, er und Gary Louris könnten es wieder miteinander versuchen. Louris sang dort Backing Vocals und war in den Credits als Co-Autor von „Poor Michaels Boat“ genannt. Zwei Jahre später die Duo-Platte „Ready For The Flood“ und auch einige gemeinsame Auftritte. Immerhin, aber noch immer keine Band. Irgendwann im Sommer 2008 der Band-Reunion-Gig in Spanien. Viel zu weit! Die erste volle Tour der Neuzeit im 2011 machte einen Bogen um Deutschland. Aber dann endlich klappte es. Berlin! Und RICHMOND FONTAINE im Vorprogramm!!!

 
Wir waren kurz vor 19.00 Uhr vor dem Lido und es ging tatsächlich nur ein Bier später los. Ich hatte RF in den letzten Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesehen, aber bisher noch nie als Duo. Dan Eccles verstand es hervorragend, mit Lapsteel und Telecaster Räume zu schaffen für Willy Vlautins zu Herzen gehende Balladen. Immer kann ich diese intensive Art der Musik und des Vortrags nicht ertragen, doch mit Vorfreude auf die Hauptband konnte ich es diesmal geniessen, ohne der Melancholie anheim zu fallen.

 
Die JAYHAWKS begannen pünktlich Viertel vor Neun und los ging's mit „Wichita“. Gänsehaut! Waren die Soloauftritte Marc Olsons mit den Creekdippers zum Schluss hin von der Sorge begleitet, ob er halbwegs ohne Ausfall über die Runden kommen würde, so spielte diese Band hier absolut konzentriert auf den Punkt. Der Focus richtete sich natürlich auf die beiden Frontmänner, aber auch Karen Grotberg hatte sichtlich Spass an der Sache. Allein vielleicht Marc Perlman als einzigster Nicht-Sänger wirkte etwas mißgestimmt. Wer weiß. Das Programm bestand aus einer guten Mischung des gesamten Bandschaffens, die Ohne-Olson-Jayhawks-Platten wurden genauso berücksichtigt, wie Olson's Solowerk. Besonders schön in diesem Zusammenhang der gemeinsame gesungene Refrain von„Clifton Bridge“: „Some people came here to die, we came here to live...“. 

Die Zeit verging viel zu schnell. 18 Songs! Den Auftakt zum Zugabeblock gab Schlagzeuger Tim O'Reagan: „Tampa To Tulsa“ mit herrlich patiniertem Timbre. Und dann natürlich „Waiting For The Sun“, „Two Angels“! Keine Wünsche mehr offen. Im Anschluss stand die Band am Merchstand und zeigte sich signierfreudig und gesprächig. Was will fan mehr...


Die komplette Setlist:

Wichita
Cinnamon Girl
Red's Song
Closer To Your Side
Take Me With You When You Go
She Walks In So Many Ways
Blue
No Place For People Like Him
Tiny Arrows
I'd Run Away
Clifton Bridge
Angelyne
Black Eyed Susan
Two Hearts
Miss Williams' Guitar
A Break In The Clouds
Settled Down Like Rain
Up Above My Head
***
Tampa To Tulsa
How Can I Send The Tonight To Tell
You
Waiting For The Sun
Two Angels
Bad Time

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