Sonntag, 25. Mai 2008

23. Puppenspielfest in Hohnstein

Bereits zum 23. Mal rief der Hohnsteiner Kasper zum Puppenspielfest auf die Burg und zum 12. Mal folgten wir mit großer Vorfreude. Diesmal auch gut vorbereitet. Denn dank Website konnten wir in der Woche vorher uns in aller Ruhe das Programm anschauen und uns für einen Tag, Samstag oder Sonntag, entscheiden. das Wetter sollte an beiden Tagen gut werden und spielte somit keine Rolle.

Bei unserer Ankunft mussten wir gleich erst mal feststellen, dass Uli Schlott, dessen Spiel wir sehr mögen und auf den wir uns gefreut hatten, absagen musste. Als Ersatz war Jens Hellwig eingesprungen, den wir noch nicht kannten, doch der uns auf Anhieb sehr gut gefiel. Klassisches Kaspertheater mit viel Dynamik, excellenter Stimmentrennung (köstlich: der afrikanische Weihnachtsmann) und vielen lustigen Einfällen im Stile von Laschi. Und so hat es mich auch gar nicht gewundert, dass bei dessen späterem Auftritt, "der Jens" mehrmals als Sparringspartner im Publikum herhalten musste. Sicher nicht abgesprochen, sondern eher eine Verneigung des einen vor dem anderen. Ja, der Laschi (bzw Locci)... Seit unserem ersten Puppenspielfest um 1995 herum suche ich immer zuerst seinen Namen im Programmheft. Egal ob als Puppenspieler, Clown, Musikant oder Pausenbespassung, ich bin jedes Mal begeistert von seiner Kunst. Und es gibt im Jahr zwischen den Puppenspielfesten nicht viel, worüber ich so lachen kann, dass mir die Tränen in die Augen schießen.
Gefallen hat uns außerdem noch das Dresdner Figurentheater mit dem Ritterspektakel und auch die beiden Schweizer mit ihren Wollpuppen waren interessant.

Insgesamt war es wie immer ein wunderschöner Tag auf der Burg. Das erste Mal ohne unsere Kinder übrigens. Und weil nicht zu befürchten ist, dass am Konzept etwas geändert ist, freuen wir uns schon gant toll auf das nächste Jahr!

Dienstag, 13. Mai 2008

OBS (wieder stattfindet oder nicht)


Seit 2001 wissen wir überhaupt erst, dass es ein Festival namens Orange Blossom Special, kurz OBS, gibt und von da an haben wir stets versucht, im Publikum dabei zu sein. Wir, das sind mein Freund Schorsch, seine Kids, meine Kids und ich. Die Vorfreude aufs nächste Jahr begann immer schon mit der Rückfahrt vom OBS am Pfingstmontag. Der nächste Höhepunkt folgte im Spätherbst mit dem Ordern der Tickets und der Spannung, ob man nun denn zum erlauchten Kreise der Teilnehmer gehören würde oder nicht. Denn das OBS war früher oder später immer ausverkauft. Und das lange, bevor bekannt gegeben wurde, welche Künstler denn nun überhaupt auftreten. Das OBS war Kult und wir waren längst abhängig. Nach dem 9. hab' ich so gedacht: das kann man eigentlich nicht mehr toppen. Was wollen die bloß zum Jubiläums-OBS auffahren... Mit eigenen Eindrücken vom 10. kann ich leider nicht dienen, da die MINERS da gerade in Sachsen selbst auf der Bühne standen. Doch so richtig vom Hocker gehauen hat mich das Rockpalast-Special dann nicht. Beim 11. waren wir wieder zugegen und rückwirkend muss ich sagen, hm, vielleicht war da doch schon etwas die Luft raus. Möglicherweise ist das auch nicht nur mein Eindruck gewesen. Denn der Kartenvorverkauf für das 12. musste mit Annoncen, Gewinnspielchen und professioneller Unterstützung auf der Zielgeraden noch mächtig gepushed werden. Am Ende hat's aber wohl wieder für ein Sold-Out! gereicht und ich hoffe, dass damit auch genügend Kohle reingekommen ist, um die Künstler zu bezahlen. Ob allerdings genügend Kraft übrig ist, weiterzumachen, ist fraglich...

Leider schaffen wir es nie, rechtzeitig zur ersten Band am Freitag da zu sein. Drei unserer Kinder gehen noch zur Schule und die wollen erst eingesammelt sein. So wird es meistens nach 9 Uhr, bis wir die 5 Stunden Autofahrt hinter uns gebracht haben. In diesem Jahr, da Pfingsten extrem früh stattfindet, schaffen wir es gerade noch, die Zelte aufzubauen, bevor die Nacht hereinbricht. Girls In Hawaii (B) ist folglich die erste Band, die wir uns anschauen können. 'Big In Belgium' - von mir aus. Ich kann mit dieser Art von Musik wenig anfangen. Mit dem Getue noch weniger. Aber sie finden ihr Publikum, unter anderem auch in unseren Kindern. So ist das und gut ist das, für jeden etwas dabei...

Meine Musik findet eher auf dem Sendeplatz zur Mittagszeit statt. Diese Erfahrung habe ich zum OBS schon öfters gemacht. Meist kleine Namen in kleinen Besetzungen. Künstler, die sich aber für eine nur spärlich gefüllte Wiese mächtig ins Zeug legen. Und die dann bei den vergleichsweise wenigen Leuten auf sehr offene Ohren treffen. So auch bei Clara Luzia (A). Ganz bezaubernde Musik schrieb der Rembert und genau so war es. Wir kaufen unsere ersten Tonträger des Festivals und - hey - es gibt sogar eine 7"! Danach Cuba Missouri (D), die unsere Familien in zwei Lager spalten, wie schon am Abend vorher. Mir jedenfalls genügen die ersten beiden Songs. Rykarda Parasol & The Tower Ravens (USA). Ich hab' ja keine Ahnung, aber die Lobeshymnen, die seit dem Signen dieser Band im Glitterhouse gesungen werden, kann ich auch nach einem Liveerlebnis nicht nachvollziehen. Ja, Patti Smith hör' ich auch sofort heraus, aber die Frage ist doch: will ich das? Hat mich nach allem Rummel etwas enttäuscht, diese Band. Und ich mache mir so meine Gedanken um Glitterhouse als Label... Mit Hyacinth House (S) scheint man allerdings wirklich einen guten Act im Portfolio zu haben. Den für's Publikum anstrengenden Soundcheck des extrovertierten Sängers mal außen vorgelassen, boten die Schweden ganz große Kunst. Schade, dass einige Instrumente anfangs gar nicht zu hören waren, doch nachdem Mack Johansson ein paar Stecker selbst umgestöpselt hatte und sich um das Equipment seiner Kollegin Chellistin wenig Gedanken zu machen schien, hat mich das nicht mehr gewundert. Aber es ist die Musik, die entscheidend ist. Michael J Sheehy & The Hired Mourners (UK) hatten wir im letzten Jahr schon sehr gemocht und auch sein diesjähriger Auftritt an bestplazierter Stelle im Programm war großartig. Das erste Mal ist freilich immer am besten. Vielleicht war der Druck auch nur etwas höher, oder der Pegel, oder beides. Wir waren jedoch sehr sehr zufrieden. Und als der letzte Song in George McCrae's "Rock Your Baby" gipfelte sind mir wirklich die Tränen gekommen... Und weil es so schön war, haben wir für uns den Tag damit ausklingen lassen. Die Kinder wollten noch wissen, wer als nächstes käme und ich hab' gesagt: "Nach 11 Uhr wird hier nur noch gejammert." Ich meine das nicht böse. Ich wollte ein schönes Konzert im Herzen behalten...

Am Sonntag habe ich zugegebenermaßen etwas Druck gemacht. Die erste Band wollte ich keinesfalls verpassen. Also 11 Uhr schon den Grill angefeuert, damit wir mit dem Essen rechtzeitig durch waren. Denn das was ich im web von Mary Epworth & The Jubilee Band (UK) gehört und gesehen hatte, entsprach so dem, was ich im Moment gerade sehr mag. Platten gibt's aktuell hierzulande noch keine zu kaufen, doch ich denke, Freund M. J. Sheehy wird da wohl ein Wort bei seinem Freund R. Holstein einlegen und wir müssen nicht mehr lange auf einen Longplayer warten. Man hatte aber immerhin eine 6-Track-EP mit Siebdruck-Cover gefertigt, die nach dem Konzert auch fleißig gekauft wurde. Wunderschöne Balladen, die alle irgendwie aus der Zeit gefallen wirken. Live wurden die Songs sehr abwechslungsreich in Szene gesetzt. Bei zwei oder drei Stücken wirkten die beiden Bläser von Norma Bek (D)(siehe Foto oben) mit, die uns anschließend auch noch mit Pausenmusik verzückten. Dadurch bekamen die Song eine zusätzliche schräge Note, was aber absolut wohlwollend gemeint ist. Insgesamt eine sehr sympathische, weil zurückhaltende, Darbietung und für mich mit M. J. Sheehy ein Höhepunkt des Festivals. Auf Gisbert Zu Knyphausen (D) freute sich meine Tochter sehr, weil "endlich mal einer, der deutsch singt". Musikalisch sehr flott, textlich sehr stilsicher bot der Sänger mit Band deutschsprachige Musik von der besten Sorte. So richtig unter die Haut geht mir das allerdings selten. Und ich weiß auch warum: Ich komme mit dem Denken nicht hinterher. Danach war bei uns erst mal die Luft raus und von Scout Niblett (UK) hören wir nur die ersten beiden Songs. Die sind aber gar nicht so anstrengend, wie die Videos ihrer website vermuten lassen könnten. Doch zum nebenbei hören ist es wiederum auch nichts. Als wir von der Siesta zurückkommen, bot Hank Shizzoe & The Directors (CH) gerade grundsoliden Rootsrock an. So etwas geht auf jedem Festival in Ordnung. Die nächste Band geht uns irgendwie durch die Lappen, was ich jetzt erst merke, da ich dies hier schreibe. Schade, denn, das was im Flyer stand, hätte mich vielleicht interessiert. So aber waren The Great Crusades (USA) die nächste und auch gleichzeitig die letzte Band, die wir zum diesjährigen OBS sahen. Seit 2001 sahen wir doch eine ganze Reihe Bands in Beverungen, doch an den damaligen Auftritt dieser Truppe kann ich mich heute noch erinnern. Wenn man einen Sänger mit Rockröhre und ein paar schmissige Refrains im Repertoire hat, dann hat man um diese Uhrzeit vermutlich überall das Publikum auf seiner Seite. Nee, nee, das ist schon sehr authentisch, was diese Typen machen. Konnte ich unter anderem daran sehen, dass mir am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr ein Brian Leech leicht zerknauscht, aber gut gelaunt, im Bühnenoutfit beim Bäcker begegnete...

Ja, so schnell war das Wochenende wieder vorbei. Und obwohl ganz unsicher ist, ob es ein nächstes Mal geben wird, bin ich nicht allzu traurig. Denn die Enttäuschung "beim letzten Mal war's besser" habe ich im letzten Jahr schon verdaut. Meine Erwartungen waren auch nicht so hoch wie früher und es war trotzdem (oder gerade deswegen) wieder sehr schön. Schneller, höher weiter ist ein Scheißspiel in dieser unserer Zeit und ich denke, wenn man da nicht mitmacht, sondern sich auf das besinnt, was man ursprünglich mal gewollt hat, wird man wieder zu alter Klasse auflaufen. Und es werden genügend Leute da sein, die das gut finden und honorieren...

Nachtrag am 14.05.: Der Rembert hat sich im Gästebuch der OBS-Website geäußert: Es sieht gut aus für eine Fortsetzung des Festivals. Na, Gott sei Dank...