Während mein Interesse an Musik sich zwar hinsichtlich Intensität und Ausrichtung ändert, aber doch in jeder Lebenslage vorhanden ist, so kann ich mit Literatur komischerweise immer weniger anfangen. An den letzten neuen Roman, den ich gelesen habe, kann ich mich gar nicht mehr erinnern, Dieser Weg, um Antworten auf Fragen zu finden, die mich beschäftigen, ist mir womöglich mit abnehmender Lebenszeit zu anstrengend, zu umständlich geworden. Die beiden Bücher, die ich im letzten Jahr mit großem Gewinn las, waren dementsprechend auch Leander Hausmanns "BUH" und Wolfgang Herrndorfs "Arbeit und Struktur"; Lebenshilfen zum Umgang mit den Themen Scheitern und Tod...
Ein Radio-Interview mit Maik Brüggemeyer zu seinem kürzlich erschienenem Bob-Dylan-Roman, so der Untertitel, machte mich aber doch neugierig. "Was können wir von Bob Dylan über das Leben lernen?" Diese Überschrift alleine war es nicht, sondern die Art, wie der Autor sich dieses Themas angenommen hat. Der rote Faden sind fiktive Begegnungen mit dem Idol, welches sich aber der Vereinnahmung immer wieder entzieht und im Gespräch oft (oder ausschließlich?) in Versatzstücken aus seinen Songtexten antwortet. Dazwischen gestreut gibt es viel eigens Erlebtes aus der Welt des Musikjournalisten sowie kleine Anekdoten aus dem Leben des Künstlers, die ganze Geschichte wirkt dadurch sehr stimmig und wahrhaftig. Vor allem aber wenn das Gespräch mit dem fiktiven Dylan in einer Selbstreflexion des Autors mündet, dann kommt er dem Thema ganz nahe. Ich jedenfalls habe die Sichtweise von M.B. sehr gut nachempfinden können, mich in manchem selbst erkannt und im Übrigen viel Vergnügen in diesem Panoptikum gehabt.
Sehr empfehlenswert!