Jozzy, Leadsänger von „The Bips“ und selber eine Legende, hat vor paar Jahren diesen herrlichen Punkrocksong geschrieben und gibt damit wunderbar wieder, was einem bei einem Dead-Moon-Konzert widerfährt, wenn man einmal infiziert ist. Sobald eine Tour angekündigt ist, checkt man die Dates in der Umgebung und zählt die Tage bis zur nächsten Show. Glücklicherweise ist aufgrund der Münchner Bookingagentur das Raster bei uns hier besonders engmaschig und wir können unsere Batterien mehrfach aufladen. Aber es wurde auch schon von Leuten berichtet, die Toody Fred und Andrew bis nach Thessaloniki gefolgt sind und das liegt wohl in Griechenland ...
Das und viel mehr noch spukt einem im Hinterkopf herum, wenn man es geschafft hat, als Band einen Support-Slot zu bekommen und es nur noch ein paar Stunden bis zum ersten Ton sind. Dabei ist wirklich alles perfekt: Die drei haben uns augenscheinlich noch in guter Erinnerung von der letzten Tour, die über 2 Jahre zurückliegt und empfangen uns auf das Herzlichste. Mann, wenn ich mir überlege, wen die auf der ganzen Welt so kennengelernt haben über die Jahre, dann wird mir mächtig flau in der Magengegend. Doch dagegen hilft ein erstes entspanntes Bier mit Andrew. Wir stoßen auf seinen Geburtstag an, der zwei Tage zurückliegt und er freut sich über den mitgebrachten gedrechselten Rupprecht aus dem Erzgebirge. O.K. ...
Aber auch von der anderen Seite, der unsrigen, kriegen wir einige moralische Rückenstärkung. Ralf, Thomas, Uwe und Matthias (unser alter Drummer) sind uns von zu Hause nachgefahren, Düse kam extra von Magdeburg rüber, und für Antje, Olaf und Clemens ist es in Leiptsch ein Heimkonzert. Alles gute Bekannte und alte Freunde, die uns viel Glück wünschen. Beim Soundchecken gesellen sich noch drei Fans dazu, die bereits gut unterwegs sind und schon mit dem Pogen anfangen wollen, als wir „Gimme Shelter“ kurz anspielen. Doch soweit ist es noch nicht ...
Kurz vor halb 10 hat dann das Zeittotschlagen ein Ende und „Glück Auf - Der Steiger kommt“ Fred Cole ruft noch ein schnelles „No Mistakes!“ herüber und die Maschine läuft an mit „Down Below“. Der Sound auf der Bühne ist ausgezeichnet und nach unten wohl auch, denn über einige, uns unbekannte Gesichter huscht ein Lächeln und man wippt sich ein. So macht auch uns das richtig Spass! Der nächste Song ist „To Fred“ einer unser ältesten und inzwischen gut durchgebraten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals Leute zur Vorband tanzen gesehen haben! Unglaublich!!! Aber das ist halt Dead Moon Publikum. Wir spielen uns durch die geplanten 30 Minuten und nach neun Miners-Songs und dem finalen „Unmarked Territories“ ist Schluss. Dachte ich. Aber es gibt tatsächlich ein paar Verrückte, die „Zugabe!“ rufen. Eigentlich geht das gar nicht. Im Ernst. Als aber dann tatsächlich Fred Cole ans Mikrofon tritt und das Publikum animiert „One More Song, One...“ hängen wir noch die Stonesnummer vom Soundcheck dran. Für Fred, Für Toody, Für Andrew... und für die drei eingangs genannten Fans, die sich jetzt schon verausgabt haben, bevor es RICHTIG losgeht ...
Fred erkundigt sich beim Abbauen nach meiner Gitarre „Hey, you gotta new one...looks like a mosrite and it sounds pretty cool!!“ Hat man Töne?! Was hat der Mann für ein Gedächtnis. Es ist nur eine billige Kopie, was ihn aber noch mehr freut, hehehe – und mich erst! Auch die neuen Songs werden kurz bewertet, Toody hat ebenfalls freundliche Worte für uns. Man hat das Gefühl, in einer Familie zu sein. Wir geben uns alle Mühe, schnell unseren Kram zu verstauen, schließlich freuen wir uns genau so auf Dead Moon wie die Menge vor der Bühne ...
Was soll ich sagen, für jeden, der Dead Moon liebt, ist eine Schilderung des Konzerts überflüssig und dem Rest kann man's mit Worten eh' nicht vermitteln. Gehet hin und machet Euch selber Euer Bild. Wir saugen 90 Minuten Rock'N'Roll-Energie in uns auf und sind glücklich wie Teenager. Zwischendurch gibt es noch wirklich lieben Zuspruch von einigen Zuschauern an unsere Adresse, in Worten und in Form vom Plattenkauf. Als die Show mit mehreren Zugabeblöcken vorbei ist (Freds letzte Ansage: 'dieser Song ist für jedermann/jedefrau im Publikum, die genauso alt wie ich ist '), ist nicht mehr viel Zeit. Alle sind ausgelaugt und fertig. Ich hatte noch eine nette Unterhaltung mit Matthias und seiner Freundin aus Zschopau. Die reisen auch schon eine Weile der Band hinterher und Matthias konnte sich noch an unseren ersten Auftritt vor Dead Moon im Chemnitzer Zoom erinnern. Über 5 Jahre ist das schon wieder her ...
Ein Schnaps, ein Bier, ein Kuss und es heißt Abschied nehmen. Dead Moon fahren am nächsten Tag weiter nach Freiburg, wo sie gemeinsam mit den Lombego Surfers auftreten und auf uns drei Miners wartet der nächste Arbeitstag, jeder in seinem Hamsterrad. Im Bandbus hören wir durch das Rauschen unserer Ohren Lucinda Williams „World Without Tears“, um langsam wieder runterzukommen und zurückzufinden. Kurz vor halb drei fallen wir in die Betten und vier Stunden später kriege ich die ersten Post-Dead-Moon-Blues-Schübe. So ist das Leben ...